Die Anatomie des Walbeckens ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich im Laufe der Evolution Körperteile veränderten, die ihre Bedeutung dadurch verloren haben, dass die Tiere ihre Lebensweise änderten. Bei den modernen Walen ist das Becken kaum entwickelt, aber um wieviel sich diese Knochen zurückgebildet haben, ist sehr unterschiedlich. Professor O. Abel aus Wien benutzte Knochen, die in den naturkundlichen Sammlungen ausgestellt sind, als er 1907 den Hüftaufbau der Wale beschrieb. Artikkel (pdf, 39 MB) >>>
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Bei den Bartenwalen und zwar besonders bei den Glattwalen (Balaenidae) ist das Becken am meisten entwickelt. Der Grönlandwal Balaena mysticetus hat sowohl das Sitzbein (Os ischii), das Darmbein (Os ilium) als auch das Schambein (Os pubis). Er hat auch eine markante Gelenkpfanne (Acetabulum), worin der sehr rudimentäre Oberschenkelknochen (Femur) und das Schienbein (Tibia) befestigt sind. Diese Walart wird in den Ausstellungen des Bergen Museum nicht präsentiert, aber das Becken seines nahen Verwandten, dem Atlantischen Nordkaper Eubalaena glacialis, zeigt eine fast identische Entwicklung. Bei ihm sind allerdings von den Hinterextremitäten nur noch Reste des Oberschenkelknochens vorhanden.
Auch bei einigen anderen Bartenwalen, den Furchenwalen (Balaenopteridae), ist noch ein Überrest des Oberschenkelknochens zusätzlich zum Becken vorhanden. Der Finnwal Balaenoptera physalus dient als Beispiel hierfür.
Bei den Zahnwalen ist das Becken normalerweise noch rudimentärer. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Schwertwal Orcinus Orca, bei dem jede Beckenhälfte nur noch wie ein gebogener Röhrenknochen aussieht. Der vordere Teil entspricht dem stark verkümmerten Darmbein und der hintere Teil dem Sitzbein, wobei es keine Spuren von Gelenkpfanne und Hinterextremität mehr gibt.
Der Pottwal Physeter macrocephalus ist eine Ausnahme bei den Zahnwalen, denn diese Art hat alle drei Beckenknochen, eine Gelenkpfanne und einen rudimentären Oberschenkelknochen.
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